Am 14. Februar 2020 fand in Bonn zum fünften Mal der gemeinsame Club-Abend der „VALERE-Academy“, des „BKU-YouthClub“ und der „Akademie für das Leben“ statt. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist das Verstehen und Diskutieren der grundlegenden Fragen des Menschseins und der Antworten verschiedener Weltanschauungen. Die „VALERE-Academy“ will eine Grundlage für den Diskurs und die Bewertung aktueller Fragen anhand moderner und klassischer sozialphilosophischer Antwortsysteme geben.

In Arbeitsgruppen analysierten 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Grundaussagen des philosophischen Individualismus und politischen Liberalismus, des Kollektivismus und dialektischen Materialismus sowie des christlich-fundierten Personalismus, die anschließend im Plenum präsentiert und debattiert wurden.

Während die Grundannahme des Individualismus nur den einzelnen Menschen als Realität respektiert, sieht der Kollektivismus im einzelnen Menschen nur einen unbedeutenden Teil eines gesamtmenschlichen Gattungswesens. Für beide ideologische Weltanschauungen ist die Autonomie des Menschen gegenüber einem Welt und Mensch ins Sein rufenden Wesens essentiell. Als Grund für menschliches Leiden und alle Ungerechtigkeiten werden falsche gesellschaftliche Strukturen mit hierarchischen Abhängigkeiten und Bindungen religiöser oder menschlich-institutioneller Natur (Ehe, Familie, Kirche, Staat) genannt, die durch Akte der Aufklärung und Emanzipation in historischen Prozessen und Revolutionen überwunden werden müssen. Während nach dem Individualismus alle gesellschaftliche Verbundenheit des Menschen nur fiktiv ist und einer rein rationalen Notwendigkeit entspringt, entwickeln sich im kollektivistischen Menschenbild Bewusstsein und Erkenntnis auf einer „höheren Ebene des kollektiven Bewusstseins“. Als ideale finale Perspektive der historischen Entwicklung erhofft sich der Individualismus ein Regime allseitig verwirklichter Vernunft, der Kollektivismus die Herstellung vollkommener materieller Gleichheit mit allseitiger Bedürfnisbefriedigung.

Diesen beiden seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert sehr wirkmächtigen Menschenbildern und Weltanschauungen setzt der christliche Personalismus eine differenziertere und ausgewogenere Sicht entgegen: Der Mensch hat als Person drei verschiedene (ineinander verwobene) Naturen. Die Individualnatur verdeutlicht das einzigartig individuelle und unwiederholbare „Ich“ jeder Person. Die Sozialnatur hebt hervor, dass jeder Mensch auf ein „Du“, den Anderen, existenziell angewiesen und ausgerichtet ist (die Liebe ist dafür ein existenzielles Zeichen). Die transzendente Natur schließlich umfasst die alles Menschliche überschreitende Sehnsucht und Bestimmung. Sie beinhaltet die Herkunft von und Ausrichtung des Menschen auf einen absoluten (göttlichen) Schöpfer mit der Perspektive einer ewigen Existenz seiner Geistseele und mithin die menschliche Unsterblichkeit.

Aus den unterschiedlichen Auffassungen von Mensch und Welt resultieren verschiedene Menschenbilder, aus denen sich wiederum verschiedene Ableitungen für die Beantwortung von Fragen wie der Erkenntnis- und Wahrheitsfähigkeit, der Bedeutung von Grundwerten wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sowie der Legitimierung von Staat und Gesellschaft, aber auch von vorstaatlichen Gemeinschafts-Institutionen wie Ehe, Familie oder auch Kirchen ergeben. Bei VALERE-Wochenendseminaren wollen wir dies intensiver vertiefen. Das erste dieser Seminare findet vom 18.-21. Juni 2020 in Gut Klostermühle bei Berlin statt (https://www.gut-klostermuehle.com/home/).. Weitere Seminare werden im Sommer in Altenberg bei Köln sowie auf Usedom stattfinden. Der gelungene Abend bei der gastgebenden Familie Rüdiger und Nathalie von Stengel klang erst gegen Mitternacht bei wunderbarer Verköstigung aus.