VALERE-Premiere in Potsdam – Wer ist der Mensch?

Am 1. November 2019 hatte VALERE in Potsdam Premiere. In der „Villa Herzfeld“ der Unternehmer Claudia und Dirk Westerheide traf sich eine vielfältige Gruppe von Menschen aus Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft, um miteinander über Menschenbilder und Weltanschauungen ins Gespräch zu kommen.

Grundfrage war der Bedarf an einer vernünftigen und nachvollziehbaren Werteordnung. Die Gestaltung der eigenen Lebensführung und auch der gesamtgesellschaftlichen Ordnung resultiert aus dem Bild des Menschen und seiner ihm zuerkannten Würde. Das Sein des Menschen und seine individuelle, soziale und transzendente Natur sind die Grundlage von Staat und Gesellschaft sowie der Werte- und Rechtsordnung. Ethik ist immer in der Anschauung des Seins fundiert.

Je nachdem, welcher Aspekt der menschlichen Natur dominiert, gibt es ganz unterschiedliche Aussagen darüber, wer der Mensch und was die Welt ist, was erkannt werden kann und welchen Sinn und Zweck das menschliche Leben hat. Das personalistisch-realistische Menschenbild, wie es z.B. im Christentum vertreten wird, kommt dabei zu gravierend anderen Schlussfolgerungen als ein kollektivistisch-materialistisches oder ein individualistisch-positivistisches Menschenbild. Diese Grundüberzeugungen bestimmen sowohl die Ethik als auch die Formen des Zusammenlebens wie Gesellschaft und Staat.

Der Leiter der VALERE-Academy, Richard Schütze, verdeutlichte hierbei, dass der Individualismus in Bezug auf die Begründung von Staat und Gesellschaft auf der Fiktion eines Gesellschaftsvertrages gänzlich autonomer Individuen beruht und einer übergeordneten Vernunft vertraut. Dagegen glaubt der Kollektivismus an ein transzendentales Bewusstsein des Kollektivs. Eine menschenwürdige Ordnung, wie sie bspw.der christlich-realistische Personalismus beschreibt, baut hingegen auf der Individual- und Sozialnatur der menschlichen Person auf. Der Mensch ist danach von Natur aus ein einzigartiges und mit Freiheit und Vernunft begabtes Individuum, das zugleich aber als sozialfähiges und auch sozialbedürftiges Wesen auf das Zusammenleben mit anderen angewiesen ist. Auch angesichts der eigenen irdischen End- und Sterblichkeit weiß die menschliche Seele um ihre geistige und damit unsterbliche Existenz – ein Hinweis auf die transzendente Natur der menschlichen Person. Dies hat entscheidende Auswirkungen auf die Entwicklung von Wahrheits- und Wertüberzeugungen, Wertebegründungen sowie die Gestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat.

In einer lebhaften Diskussion tauschten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre  Meinungen aus und gewannen viele neue Erkenntnisse. Bei einem herzhaften Imbiss und guten Gesprächen klang der Abend zu vorgerückter Stunde aus. Er wird fortgesetzt mit Überlegungen zum Wesen des menschlichen Geistes und seiner Substanz, zu Grundwerten und –haltungen und möglichen Schlussfolgerungen für das menschliche Handeln in Staat und Gesellschaft.